Horber Erste wird Vizemeister 2016

 

Geschrieben von Winfried Hess   

06.09.2016

 
Am vergangenen ersten September-Wochenende fand in Wittlich (Rheinland-Pfalz) die Saison 2016 der deutschen Pétanque-Bundesliga ihren Abschluss.
Mit fünf Begegnungen an zwei Tagen stand nochmal eine Kraftanstrengung für alle 12 Vereine bevor, als am Samstag pünktlich um 9 Uhr die ersten Triplettes angepfiffen wurden.
Zuvor hatten alle Vereine an den beiden, getrennt in Nord- und Südgruppe, stattgefundenen Spieltagen schon sechs Partien absolviert und die Zielsetzungen danach teilweise deutlich korrigieren müssen.
Auch das junge Team des PCB Horb konnte nach dem gelungenen Auftakt in Flörsheim-Dalsheim und Horb sein anvisiertes Ziel, nämlich Klassenerhalt, etwas höher schrauben, denn mit 4 Siegen war dieses schon zur Halbzeit erreicht.

Das Vizemeisterteam des PCB Horb in der Deutschen Pétanque-Bundesliga 2016 von links hinten nach rechts vorne: Frank Maurer, Sascha Rosentritt, Tehina Anania, Tobias Müller, Carmelo Bonnano, Daniel Reichert, David Bourdoux (Coach), Abdoulaye Diol, Muriel Hess, Jenny Reichert.

Was sich aber dann am Wochenende in Wittlich abspielte, war an Dramaturgie kaum zu übertreffen, denn nach souveränen Leistungen bei Bilderbuchwetter am Samstag und dem Sieg über den bis dato dominierenden ungeschlagenen Titelverteidiger aus Osterholz, waren die Horber plötzlich auf Schlagdistanz herangerückt.
Das Restprogramm mit zwei Begegnungen am Sonntag hätte für die beiden Konkurrenten unterschiedlicher nicht sein können: Horb musste gegen die beiden schon als Absteiger feststehenden Teams aus Tromm und Krähenwinkel antreten, der Titelverteidiger bekam es mit dem wieder erstarkten Team aus Malsch zu tun, das alle drei Samstagspartien gewann, sowie den drittplatzierten Freiburgern, die selbst noch Titelambitionen hatten.
Der Sonntagmorgen stand dann ganz im Zeichen des Wetterumschwungs, denn nächtlicher Dauerregen und starke Windböen mit Nieselregen am Tage bildeten den krassen Gegensatz zum Vortag. Die ehemals harten, staubigen Bahnen waren nun weich und morastig; wer samstags noch mit dem Staublappen die Kugeln sauber wischte, der musste nun mit spitzen Fingern und grobem Tuch Dreck und Schlamm entfernen.
Doch auch die widrigen Wetterbedingungen konnten dem unbedingten Siegeswillen der Horber Bundesligisten nichts anhaben. Nach einer fast dreistündigen Schlammschlacht wurden die beiden Trommer Tripletten regelrecht niedergekämpft. Doch wie so oft: wenn man nichts mehr zu verlieren hat, werden noch mal alle Reserven mobilisiert, und so versuchten die Trommer alles, um das Spiel doch noch zu drehen.
Als sich dann auch tatsächlich das Horber Mixte-Doublette geschlagen geben musste, kam sowohl bei Spielern als auch mitgereisten Fans nochmal richtig Spannung auf, denn beide restlichen Doubletten hatten knappe Spielstände und standen Spitz-auf-Knopf!
Nach mehr als fünf Stunden kam dann der erlösende dritte Sieg und kurz darauf gelang auch der letzten Doublette noch ein knapper Erfolg, der zum 4:1-Endstand führte.
Zur gleichen Zeit musste sich Titelverteidiger Osterholz auch denkbar knapp mit 2:3 den Boulefreunden Malsch geschlagen geben und entgegen aller Erwartungen war plötzlich ein Titeldreikampf entbrannt, bei dem der PCB Horb die scheinbar besten Karten hatte.
Horb und Osterholz lagen nun sieggleich vorne, Freiburg knapp dahinter. Folgende Titeloptionen kamen nun in Frage: Gewänne Horb gegen den Absteiger Krähenwinkel und Freiburg gegen Osterholz, wäre Horb Meister und Freiburg Zweiter. Bei einer Niederlage von Horb und einem mindestens 4:1-Sieg Freiburgs gegen Osterholz, wäre Freiburg Meister, Osterholz Zweiter und Horb Dritter. Bei einem Sieg Horbs und einem Sieg von Osterholz bliebe der Titelverteidiger vorn und Horb wäre Zweiter, Freiburg fiele auf den vierten Rang zurück.
Nun, das junge Horber Bundesliga-Team setzte noch einmal alle Reserven frei und konnte trotz erbitterter Gegenwehr des nichts mehr zu verlierenden Absteigers alle fünf Spiele gewinnen. Währenddessen standen sich mit Freiburg und Osterholz zwei gleichwertige Teams gegenüber, so dass es nach den beiden Triplettes 1:1 stand. Die drei Doublettes mussten nun die Entscheidung bringen.
Freiburg dominierte zu Beginn in allen drei Partien und es sah bei den zwischenzeitlichen Spielständen von 9:1, 11:0, und 8:2 nach einem souveränen Sieg der Dreisamstädter aus. Aber wie so oft im Boule: ein Spiel ist erst bei 13 aus!
Was niemand für möglich hielt, aber zuerst ging die Doublette mit der 11:0-Führung 11:13 verloren. Die Doublette Mixte konnte dann ihr Spiel mit 13:5 gewinnen – Gleichstand 2:2! Jetzt lag die Entscheidung um den Mannschafts-Titel 2016 am aller letzten Spiel des Tages.
Alle anderen Partien waren beendet und die Aufmerksamkeit aller Spieler und Zuschauer galt nur noch dem alles entscheidenden Duell der vier Kontrahenten: dem Ex-Horber Pascal Keller und Daniel Dalein auf Freiburger Seite und den beiden Osterholzern Jan Garner und Martin Kuball.
Mehrfach gelang es den beiden Freiburgern nicht, die gebotenen Chancen zum Sieg zu nutzen, und so holten die Osterholzer Punkt um Punkt auf und gingen sogar 12:10 in Führung. Doch auch in der nächsten Aufnahme konnte statt des machbaren Sieges nur ein Punkt gewonnen werden, zum 11:12.
Die Spannung war kaum zu überbieten und vor so vielen Zuschauern war auch den Spielern die Nervosität anzumerken.
In der alles entscheidenden Aufnahme gelang dann dem mehrfachen deutschen Meister Jan Garner wieder eine geniale Kugel direkt vor die gegnerische Punktkugel und alle Versuche der Freiburger, noch den Siegpunkt zu verhindern, schlugen fehl.
Damit war die erfolgreiche Titelverteidigung von Osterholz perfekt und die Enttäuschung bei Freiburg groß, weil man durch diese Niederlage noch auf den vierten Platz hinter Niedersalbach (Saar) zurückfiel.
Dagegen währte die Enttäuschung bei den Horber Spielern über den verpassten Titel nur kurz, denn vor diesem Wochenende hätte keiner im Traum daran gedacht, noch den zweiten Platz zu erreichen, also Vizemeister zu werden.
Auch jeder der Gratulanten hätte Horb den Titel gegönnt und von allen Seiten gab es nur Lob für das sympathische Horber Team, das auf jeden Fall in der nächsten Saison wieder nach dem Titel greifen will.

Die Abschlusstabelle der Bundesligasaison 2016